Zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik: Wie Juristen Gesetzgebungsverfahren in Fachzeitschriften begleiten
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Zusammenfassung
Die Rechtswissenschaft setzt sich in Zeiten transparenter Gesetzgebungsverfahren umfassend mit den Entwürfen und Vorschlägen für Gesetze und Richtlinien auseinander. Dadurch werden Wissenschaftler zu Sprechern im Diskurs mit Interessenverbänden, Rechtspraktikerinnen und Politikern, die sich während eines Gesetzgebungsverfahrens öffentlich zu Wort melden. Auch wenn sich Wissenschaft und Praxis damit in einem Diskursraum begegnen, so sind die methodischen Anforderungen an Beiträge zu diesem Diskurs doch nicht deckungsgleich. Für Beiträge mit wissenschaftlichem Anspruch können höhere Rationalitätsanforderungen gestellt werden als für jene mit rechtspraktischem Hintergrund. Die Beiträge zu laufenden Gesetzgebungsverfahren in juristischen Fachzeitschriften zeichnen jedoch ein verschwommenes Bild mit unklaren Grenzen zwischen den Rollen der Autoren und den methodischen Grundsätzen. Der Artikel betrachtet den gesetzgebungsbegleitenden Diskurs in juristischen Fachzeitschrif- ten aus der Perspektive der Diskurstheorie des Rechts und der juristischen Methodenlehre. Hierzu wird das empirische Beispiel der Reform des Europäischen Urheberrechts diskursanalytisch untersucht. Bei dieser politisch und gesellschaftlich umstrittenen Reform wurde von verschiedenen Akteuren, aus unterschiedlichen Perspektiven und mit divergierenden Interessen um Deutungen, Setzungen und Interpretationen der Reform und ihrer Folgen gerungen. Anhand dieses Falles zeigt der vorliegende Beitrag das Verhältnis wissenschaftlicher und praktischer Diskursbeiträge auf und diskutiert theoretisch untermauerte Anforderungen an Gesetzgebungsverfahren-begleitende Diskurse in der Rechtswissenschaft.
In times of transparent legislative processes, academic lawyers deal in-depth with drafts and proposals for laws and directives. As a result, scholars become spokespersons in the discourse with interest groups, legal practitioners, and politicians who speak out publicly during a legislative process. Even though science and practice meet in a discourse space, the methodological requirements for contributions to this discourse are not identical. Contributions with a scientific claim can be subject to higher rationality requirements than those with a legal practice background. However, contributions to ongoing legislative processes in legal journals provide a blurred picture with unclear boundaries between authors’ roles and methodological principles. This article examines legislative discourses in legal journals from the perspective of the discourse theory of law and legal methodology. For this purpose, the empirical example of the reform of the European copyright law is examined from the perspective of discourse theory. In this politically and socially controversial reform, different actors, from different perspectives and with diverging interests, struggled for interpretations of the reform and its consequences. Based on this case, the article describes the relationship between scientific and practical discourse contributions and discusses theoretically supported requirements for discourses in legal scholarship accompanying legislative processes.