Von der Kreditkarte zu Buy-Now-Pay-Later
Datum
Herausgeber:innen
Autor:innen
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Zusammenfassung
Dieses Discussion Paper untersucht auf Basis des Weizenbaum Panels 2024 die finanzielle Teilhabe in Deutschland, die hier als Zugang zu Zahlungsoptionen und Konsumkrediten definiert wird. Leitend ist die These, dass sich aktuell bei Fragen der finanziellen Teilhabe, sowohl durch die Digitalisierung des Geldes als auch die zunehmenden sozialen Ungleichheiten, neben den klassischen (vertikalen) auch neue (horizontale) Ungleichheitsmuster ergeben. Rahmend wird die Entwicklung des digitalen Geldes in drei Digitalisierungswellen nachgezeichnet: von Karten- und Girokonten über Online-Banking, SEPA und PayPal bis hin zu app-basierten Wallets und „Buy Now, Pay Later“ (BNPL).
Die Daten des Weizenbaum Panels zeigen, dass trotz der nahezu flächendeckenden Verbreitung von Konten in Deutschland Ungleichheiten im Zugang zu digitalen Dienstleistungen bestehen. Bei der Nutzung digitaler Bezahldienste lassen sich zwei zentrale Trends identifizieren: Erstens geht ein höheres Einkommen mit einer höheren Nutzung digitaler Zahlungsmöglichkeiten einher. Einkommensschwache Personen greifen dagegen eher auf Bargeld zurück. Zweitens werden vor allem neuere Bezahlmethoden verstärkt von jüngeren und internetaffinen Personen genutzt, wodurch ältere und hier oft weniger internetaffine Personen tendenziell Nachteile erleiden. Konsumkredite werden eher von einkommensschwachen, aber auch jüngeren Haushalten genutzt. Die Gründe für die Kreditaufnahme unterscheiden sich deutlich: Einkommensstärkere und auch ältere Haushalte finanzieren mit Konsumkrediten eher größere Anschaffungen (z.B. Auto, Möbel oder Urlaub), während in der niedrigsten Einkommensgruppe und in jungen Haushalten doppelt so viele Personen Kredite zur Deckung alltäglicher Ausgaben (z.B. Lebensmittel, Miete oder Kinderbedarf) aufnehmen. Solche Alltagskredite sind ein Indikator für die Prekarisierung des täglichen Lebens und für einen Generationenwandel.
Buy-Now-Pay-Later-Produkte bilden eine ambivalente Schnittstelle zwischen Zahlungsoption und Kredit. Die Nutzung ist bereits weit verbreitet – so hat ein Drittel der Befragten mindestens einmal im letzten Jahr Gebrauch von BNPL gemacht. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen digitalen Bezahlmethoden, zeigen sich bei der Nutzung von BNPL nahezu keine Unterschiede im Hinblick auf Einkommen und Alter. Allerdings zeigt sich ganz im Gegensatz zu allen anderen Formen des Konsumkredits eine höhere Nutzung von BNPL durch Frauen. Dabei bringt BNPL einerseits Vorteile im Gegensatz zu der Nutzung von Kreditkarten, wie zunächst keine Zinsen sowie eine breite Zugänglichkeit, mit sich. Andererseits birgt BNPL jedoch auch Gefahren, wie zum Beispiel Mahn- und Verzugskosten, die zu einem erheblichen Überschuldungsrisiko führen können. Zudem fördert BNPL die Marktkonzentration zugunsten großer Tech-Unternehmen. Insgesamt zeigt sich, dass mittlerweile nicht mehr nur Einkommen, sondern gerade auch das Alter und auch das Geschlecht den Zugang und die Nutzung der finanziellen Teilhabe prägen.